Verliebt in den Zimmergenossen (1)
Mein Zimmergenosse Tim
Ich parke meinen Wagen und überblicke den Hof des Internates im Westerwald. Ich schalte den Motor ab und streiche aufseufzend durch mein sandblondes Haar. Hierhin haben meine Eltern mich also abgeschoben. Damit ich nicht zu viel meutere, haben sie mir diesen Wagen geschenkt. Ein kleiner Flitzer. Mini Cabrio.
Ich seufze auf. Das soll meine Schule bis zum Abitur sein. Ein neues Kapitel mein es Lebens beginnt fern von zu Hause, von meinen Freunden und meiner alten Schule. Ich sehe die Schüler auf dem Hof nicht als Individuen, sondern als Gruppe von großen und kleinen Jungs. Ob einer von ihnen mein Zimmerkamerad ist? Alle, was ich von dem Jungen weiß, mit dem ich einen Raum teilen soll ist sein Name: Tim Küster.
Ich hatte es aber auch etwas übertrieben. Ich hatte mir neuem Führerschein heimlich den Wagen meines Vaters gefahren und ihn ganz schön verbeult. Meine Eltern hatten mich nachts sturzbesoffen nach Hause bringen müssen. Meine Mutter hat mich mit zwei Freunden beim Kiffen erwischt. Peinlicherweise waren wir dabei nackt bis auf die Unterhosen. Wenn sie ein paar Minuten später ins Zimmer gekommen wäre, hätte sie mich bei meinem ersten Sex mit Jungs gefunden. Das hatte bisher nie funktioniert und ich hatte versucht, die Sache mit irgendwelchen Heterojungs mit Alk und Hasch in Gang zu bringen. Ich wusste schon lange von meinen Neigungen, aber ich hatte nie das Rückgrat, es jemandem zu gestehen.
Als ich dann in der Woche danach noch beim Sprayen an der Kirche in der Nachbarschaft erwischt wurde, war es mit der Geduld meiner Eltern zu Ende. Sie schoben mich in ein Internat fern von zu Hause ab. Sie waren angesehene Geschäftsleute in unserer Kleinstadt und wollten mich ungeratenen Sohn einfach loswerden. Wenn sie etwas von meinen sexuellen Neigungen gewusst hätten, hätten sie mich sicher nicht auf ein reines Jungeninternat geschickt.
Ich melde mich im Sekretariat an und mache mich dann mit einem Köfferchen auf den Weg zu meinem Zimmer. Meine Eltern sind wohlhabend und haben versucht, mich mit Geschenken ruhig zu halten. Also bringe ich außer meinem brandneuen Mini ein First Class Notebook, ein Smartphone der neusten Generation und ein Tablet mit unendlich viel Speicher mit. Kleider habe ich nicht viel dabei. Ich kann mir neue an Ort und Stelle kaufen oder online bestellen. Jeden Monat wird ein reichlicher Betrag auf meinem Konto landen, zu dem ich eine EC-Karte habe. Also bin ich reichlich versorgt, und doch fehlt mir etwas.
Ich gehe durch einen langen Gang und sage freundlich ‚Hallo’ zu allen Jungs, denn ich begegne. Dann finde ich mein Zimmer, hundertvierzehn. Ich hole den Schlüssel aus der Tasche, der mir im Sekretariat gegeben wurde, und schließe auf.
Es ist ein typischer Internatsraum mit zwei Betten, zwei Schränken, zwischen denen ein Fenster ist, für jeden Bewohner einen kleinen Schreibtisch mit zwei Stühlen und ein rundes Tischchen. Ich stelle fest, ein Badezimmer hat dieser Raum nicht, nur ein kleines Handwaschbecken,. also würde ich ein gemeinschaftliches Bad benutzen und mit anderen Jungs duschen müssen. Ich spüre etwas, was man wohl ‚gemischte Gefühle’ nennt.
Tim Küster ist wohl noch nicht da, denn beide Betten sind noch nicht bezogen und beide Schränke leer. Er ist wohl auch ein ‚Neuer’ wie ich. Ich bin fair und warte auf ihn. Erst dann würden wir gemeinsam entscheiden, wer wo schläft und welcher Schrank und Schreibtisch wem gehört. Also setzte ich meinen Koffer unausgepackt in eine Ecke und will mich auf dem Internatsgelände umsehen, aber gerade, als ich mich zur Tür wende, öffnet sie sich.
Der Junge hat etwas Besonderes. Er hat schulterlange, flammend rote Haare, ein paar Sommersprossen auf der Nase und die grünsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Er erscheint eine Idee größer als ich zu sein. Als er mich sieht, verzieht sich sein eigentlich ganz nettes Gesicht zu einem breiten Grinsen.
„Du musst Rolf sein“, sagt er.
„Und ich nehme am, du bist Tim?“ antworte ich.
„The one and only“, sagt er mit einem Lachen.
„Nice to meet you, Tim“, gehe ich auf sein Englisch ein und schüttele seine Hand. „Ich habe noch kein Bett und keinen Schrank bezogen, Tim. Ich wollte warten, bis du da bist.“
„Nett von dir, Rolf. Aber eigentlich ist es mir scheißegal. Werfen wir eine Münze. Zahl ist rechts und Wappen links.“
Nach der Entscheidung, packen wir unsere Klamotten aus und räumen sie in den Schrank. Ich auf der rechten und Tim der linken Seite. Mit Tim kann man leben, stelle ich fest. Er ist leicht zu behandeln.
„Ich habe keine Rasierklingen, keinen Rasierschaum und null After Shave“, stelle ich fest. „Ob die hier so was wie einen Laden haben?“
„Kann sein“, sagt Tim. „Mir fehlen auch Tempos und so...“
„Tempos, Papiertaschentücher?“, frage ich.
Ich lächele innerlich. Die fehlen mir auch. Hoffentlich hat Tim einen festen Schlaf, wenn ich mir Nachts einen runterholen will.
„Ich denke, wir sollten mit dem Bus in die Stadt fahren. Der fährt jede Stunde. Da haben wir bestimmt auch bessere Preise und mehr Auswahl“, schlägt Tim jetzt vor.
„Mit dem Bus?? Ich habe meinen Mini. da brauchen wir nicht auf den Bus zu warten, und es geht schneller.“
„Oh, geil! Mein Zimmergenosse hat ein Auto!“
Tim gibt mir einen freundlichen Schubs, dann gehen wir zum Parkplatz.
„Verdammt geile Karre“, lobt Tim mein kleines Cabrio.
Also fahren wir offen und brausen mit Tims fliegenden, langen Haaren und laut gedrehter Musikanlage in das nächste Kaff.
„Ich kenne mich hier nicht aus“, gesteh ich Tim. „Wohin fahren wir?“
„Ich glaube, ich habe da einen Drogeriemarkt gesehen, Rolf. Direkt hinter dem Ortseingang auf der rechten Seite. Übrigens: Wahnsinnigen Sound hast du in diesem Ofen. Ich habe dich als Jungen in meinem Zimmer schon richtig lieb.“
...habe dich schon richtig lieb. Plötzlich beginnt mein Herz ein wenig schneller zu schlagen. Warum hatten Tims Worte bei mir so eine Reaktion erzeugt? Gut, ich stehe heimlich auf Jungs, aber er ist hundert pro hetero. Bis auf die drei Jungs, die ich fast so weit gehabt hätte, wenn nicht meine Mutter dazwischen gefunkt hätte, hatte ich mich auch nie getraut, einen Jungen anzusprechen. Ich bin achtzehn, aber schlimmer dran wie ein Fünfzehnjähriger. Total untervögelt, manchmal notgeil. Wie sollten die Nächte hier mit Tim werden? Das könnte ein Problem werden.
Aber verdammt noch mal, warum ist mein Puls höher als normal? Es könnte auch Adrenalin durch meine Schulwechsel zum Internat sein. Tim und ich werden gute Freunde sein, mehr aber auch nicht. Höchstwahrscheinlich.
Wir erreichen den Drogeriemarkt. Direkt davor ist ein Parkplatz frei.
„Sie haben ihr Ziel erreicht“, imitiert Tim den Sound meines Navis.
Wir lachen uns an, dann steigen wir aus. Tim zündet sich schnell eine Zigarette an.
„Auf dem Internatsgelände ist Rauchen nicht erlaubt. Das nervt mich total. Willst auch eine, Rolf?“
„Ich rauche nicht, aber danke für das Angebot“, sage ich.
Mein Großvater war ein starker Raucher und ist an Lungenkrebs gestorben. Aber natürlich gönne ich Rauchern ihr Laster.
„Klar, Mann“, antwortet Tim. „Geh’ du schon mal in den Laden. Ich rauche hier nur noch schnell draußen die Kippe zu Ende, dann komme ich nach.“
Ich betrete den Drogeriemarkt und frage einen Angestellten, wo die Rasiersachen sind. Als ich vor dem passenden Regal stehe, steigt plötzlich eine gewisse Freude in mir auf. Hier habe ich eine neue Chance, in einer neuen Kleinstadt, in einer neuen, nicht schlechten Schule und mit einem echt coolen Zimmergenossen. Als ich die verschiedenen Sorten von Rasiergel mustere und die Preise vergleiche, sehe ich, wie Tim mit einem fremden Jungen den Gang in meine Richtung kommt. Der Junge ist etwas größer als Tim, hat hellbraune Haare und ein Zip-Hoodie an.
„He, Rolf. Das ist Simon Markwart. Wir haben zusammen draußen eine geraucht. Er ist auch auf unserem Internat. Sein Zimmer ist auf unserer Etage. Er will hier auch Zahnpasta und so kaufen. Ich habe ihm gesagt, er kann mit uns fahren. Ist das okay?“
„Kein Problem. Hallo, Simon.“, begrüße ich den neuen Jungen und schüttele seine Hand.
„Danke, dass ihr mich mitnehmt. Der Bursche, mit dem ich das Zimmer teile, ist noch nicht angekommen. Also mache ich Einkäufe. Ihr seid neu auf der Schule und scheint total okay zu sein. Seid ihr mit dem Bus hier?“
„Nein“, sagt Tim mit Augenaufschlag. „Dieser Junge hier mit den Karnevalshosen hat einen Wagen.“
„Sind wir okay? Vermutlich“, grinse ich spöttisch. „Dieses Arschloch hier kenne ich erst seit heute.“
Ich gebe Tim einen Schubs und der jault gespielt beleidigt auf.
„Du hast mich verletzt, Süßer“, jammert er mit übertrieben melodramatischer Stimme. „Nun musst du mich und Simon in deinem Mini mitnehmen.“
Wir alle drei lachen und setzten unsere Einkäufe fort.
Als wir meinen wagen beladen setzt sich Tim wie selbstverständlich auf den Beifahrersitz. Simon muss nach hinten. Auf dem Rückweg hören wir lautstark ein Metallica-Album. Auf unserer Etage verabschieden wir uns von Simon.
„Ich denke, wir sehen uns bald wieder...“
Wir räumen unsere Einkäufe in die Schränke, dann lassen wir uns auf unsere Betten fallen. Ich schalte mein Notebook ein und suche, ob in der Nähe unseres Orts irgendetwas los ist.
„Hast du heute Abend auf irgendetwas Lust?“ frage ich Tim.
„Ähhh, nicht wirklich. Ich bin jetzt total groggy. Vielleicht die Luftveränderung oder die ganze Aufregung einer neuen Schule. Ich denke, ich gehe heute früh schlafen. Morgen am ersten Schultag will ich ausgeschlafen sein. Aber vorher eine Dusche wäre nicht schlecht...“
„Ja, eine Dusche klingt gut“, stimme ich Tim zu.
„Der letzte muss dem anderen den Rücken schrubben!“ schreit er und läuft lachend aus der Tür.
„He, Fehlstart. Nicht fair!“ rufe ich und folge ihm.
Tim kommt eine Sekunde vor mir am Gemeinschaftsbad an. Zu dieser Zeit sind hier nicht viele Mitschüler. Also greifen wir nach unseren Handtüchern und gehen in die Duschabteilung.
Tim zieht sich in Lichtgeschwindigkeit aus. Ich lasse es langsam angehen, weil ich nachdenken muss, wie ich eine Erektion vermeiden kann, wenn er neben mir nackt duscht.
„Bist du schüchtern oder irgendwie verklemmt?“ fragt mich Tim grinsend. „Rolf, du hast genau das, was jeder Junge hat.“
Wir lachen. Das entspannt mich ein wenig. Ich ziehe mich schnell aus und stelle mich unter eine Dusche.
Tim steht neben mir. Ich schaue mir vorsichtshalber seinen Körper nicht an. Noch nicht.
„Ich glaube, ich muss ‚was jeder Junge hat’ zurücknehmen. Mann, hast du da ein cooles Teil zwischen den Beinen. Und richtig saugeile Eier“, höre ich Tim.
Ich habe seinen noch nicht gesehen. Also weiß ich nicht, ob Tim mich aufzieht oder es ernst meint. Jetzt muss ich hinsehen. Tims Pimmel ist tatsächlich etwas kürzer als meiner und seine Eier hängen darunter in einem engen Sack.
„He, meiner wird erst richtig groß, wenn er steif ist, Rolf. Das ist mein Arbeits-, kein Showteil“, sagt Tim mit einem Kichern, als er meinen Blick auf seine Genitalien erkennt.
Ein Blitz zuckt durch meinen gesamten Körper als ich Tims Schwanz ansehe. Bevor mir klar wird, was mit mir geschieht, habe ich eine Latte. Wie peinlich! Was geschieht mit mir? Ich habe schon viele nackte Mitschüler duschen sehen, doch das ist mir noch nie passiert.
Gut, ich bin schwul. Das erklärt auch mein Desinteresse an Mädchen. Aber trotzdem hat mich ein Junge noch nie vorher so berührt. Ich habe sogar eine Menge heterosexueller Freunde, für die ich nie diese Gefühle hatte. Moment, da war einer, auf den habe ich manchmal in der Nacht gewichst. Das war eine Randerscheinung. Aber das hier, das konnte ich jetzt nicht mehr nur auf Adrenalin wegen der neuen Schule schieben.
Natürlich fällt Tim mein steifer Pimmel auf.
„Okay, okay. Da leistet mir jemand Gesellschaft“, kommentiert Tim.
„Sorry, Alter. ich weiß nicht, warum mir das passiert. Ich bin nicht schwul oder so“, lüge ich und bekomme einen roten Kopf.
Gut, ich habe noch nie etwas mit einem Junge gemacht, aber schwul sein ist ja nicht gleichbedeutend mit Sex haben.
„Irgendwas passiert mit mir“, erkläre ich Tim mit rotem Kopf. „Wenn du dich mit mir in einem Zimmer nicht gut fühlst und du dir einen anderen Zimmernachbarn aussuchen willst...“
„Chill, Alter. Mach’ dir keinen Kopf. Einen Steifen bekommen ist etwas Natürliches. Auch mir ist das schon zu den dämlichsten Zeiten passiert. Kein Stress! ich denke nicht schlechter von dir, nur weil du schwul oder hetero oder sonst was sein solltest. Dieser ganze Scheiß’ juckt mich nicht. Jungs mögen, was sie mögen. Wie komme ich oder irgendjemand dazu, ihnen vorzuschreiben, was sie fühlen sollen?“ versucht Tim mich zu beruhigen.
„ So habe ich es bisher nicht gesehen. Danke, Tim. Du bist echt cool“, antworte ich.
Die freundliche, obwohl seltsame Unterhaltung, hat meinen Penis abschwellen lassen. Wir duschen weiter und unterhalten uns dabei über Gott und die Welt. Dann trocknen wir uns ab, ziehen uns an und gehen in unser Zimmer.
Dort sitzen wir auf unseren Betten.
„Meine Eltern haben mich abgeschoben“, sage ich düster. „Aber hier mit dir zu leben, daran könnte ich mich gewöhnen, Tim.“
Wir tauschen ein freundliches Lächeln aus und legen und flach auf die Betten.
„Du hast noch nie mit einem Weib gefickt?“ fragt Tim mit großen Augen und hebt den Kopf.
„Nein“, drücke ich mich vor dem wahren Grund. „Ich hatte viele Gelegenheiten und viele Angebote, aber nie war die Richtige dabei.“
„Das ist okay“, sagt Tim mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. „Etwas übereilen, nur weil man geil ist, dass kann einen richtig versauen. Man ist dann nicht mehr in der Lage zu wirklichen Beziehungen.“
„Ich denke, genau das hast du getan, Tim?“
„Ja, leider. ich lebte mit meinem Vater und meinen beiden älteren Brüdern. Meine Mutter ist gestorben, als ich fünf war. Also war unsere Wohnung immer voll Testosteron. Alle meine Freunde hatten Sex mit Mädchen. Da konnte ich doch nicht zurück stehen. Es war ein Mädchen, dass mich zuerst gefragt hat, ob wir zusammen auf ihr Zimmer gehen, ihre Eltern wären nicht da. Ich habe ‚okay’ gesagt. Ich habe sie gefickt. Es war nicht der sexuelle Höhepunkt, aber es war nett.“
„Ja, gut“, sage ich. „Und weiter?“
„Wir waren einige Wochen zusammen. Ich habe mich in sie verliebt. Und dann hat sie mir den Abschied gegeben. Sie wolle jemand mit Erfahrung, keinen grünen Jungen. Sie hat mich benutzt. Ich habe danach nie mehr ein Mädchen ficken wollen.“
„Teufel, das ist grausam“, sage ich zu Tim und setze mich auf sein Bett. „Ich habe hier haufenweise Mädchen gesehen, die wahrscheinlich alle schon viel Sex hatten“, versuche ich Tim zu trösten.
„Ja, schon...“, murmelt Tim.
Er setzt sich auf und schaut mir in die Augen.
„He, Alter, hör’ mir zu...was da in der Dusche war...“
Ich starre auf meine Füße und werde rot, sehr rot.
„Was ist damit? Du hast gesagt, ich soll mir keinen Stress machen.“
„Ich mache dir absolut keinen Stress“, beteuert Tim. „Ich möchte dich nur etwas fragen. Da hast gesagt, du hattest noch nie Sex mit einem Jungen, richtig? Hast du denn schon einmal daran gedacht? Ich meine...keine Ahnung...komm’, vergiss es.“
Jetzt ist Tim rot geworden und wendet sich ab.
„Nein“,. lüge ich. „Hast du?“
„Ein oder zwei mal“, flüstert Tim so leise, dass ich ihn kaum verstehe. „Aber mit einem Jungen etwas gemacht habe ich noch nie. Um ehrlich zu sein, ich habe gehofft, dass es hier im Internat passiert. Du weißt, die Alten sagen, in unsrem Alter sollte man experimentieren. Sich finden und solchen Quatsch, sagt man.“
„Oh!“ ist alles, was ich sagen kann. ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Schlägt Tim mir etwas vor? Und warum beginnt mein Herz jetzt unkontrollierbar zu schlagen?
„Ich habe gerade gedacht, dass vielleicht...wenn ich an die Dusche denke...“, wispert Tim. „vielleicht früher als ich dachte die Chance habe...mit jemandem mit dem ich mich schon angefreundet habe.“
Tims Augen glänzen. Er ist froh, dass er den langen Satz heraus gebracht hat. In meinem Kopf macht es ‚Klick’. Timm will mit mir experimentieren. Ein Wirbelwind von Emotionen kreist in meinem Kopf. Was soll ich tun? Ich stehe auf, um meine Gedanken zu ordnen.
„Mann, Alter. Sorry, bitte flipp’ jetzt nicht aus. Vergiss einfach, was ich gerade gesagt habe. Ich will mit dir keinen Se...“
Bevor Tim seinen Satz zu Ende bringen kann, habe ich ihn schon am Schlafittchen. Ich ziehe ihn vom Bett auf die Füße. Wir stehen in Augenhöhe voreinander. Das ist die Entscheidung. Jetzt weiß ich, was ich tun werde. Ich lege einen Arm um Tims Taille und den anderen um seine Schultern. Mich überkommt ein vorher unterdrücktes Verlangen nach meinem Zimmergenossen. Meine Lippen nähern sich seinen. Ich sehe ein Leuchten in Tims Augen, kurz, bevor unsere Lippen verschmelzen. In meinem Kopf spielt ein Orchester Händels Feuerwerksmusik, während bunte Blitze sich vor mir abspielen. ja, das ist der Himmel.
Ich parke meinen Wagen und überblicke den Hof des Internates im Westerwald. Ich schalte den Motor ab und streiche aufseufzend durch mein sandblondes Haar. Hierhin haben meine Eltern mich also abgeschoben. Damit ich nicht zu viel meutere, haben sie mir diesen Wagen geschenkt. Ein kleiner Flitzer. Mini Cabrio.
Ich seufze auf. Das soll meine Schule bis zum Abitur sein. Ein neues Kapitel mein es Lebens beginnt fern von zu Hause, von meinen Freunden und meiner alten Schule. Ich sehe die Schüler auf dem Hof nicht als Individuen, sondern als Gruppe von großen und kleinen Jungs. Ob einer von ihnen mein Zimmerkamerad ist? Alle, was ich von dem Jungen weiß, mit dem ich einen Raum teilen soll ist sein Name: Tim Küster.
Ich hatte es aber auch etwas übertrieben. Ich hatte mir neuem Führerschein heimlich den Wagen meines Vaters gefahren und ihn ganz schön verbeult. Meine Eltern hatten mich nachts sturzbesoffen nach Hause bringen müssen. Meine Mutter hat mich mit zwei Freunden beim Kiffen erwischt. Peinlicherweise waren wir dabei nackt bis auf die Unterhosen. Wenn sie ein paar Minuten später ins Zimmer gekommen wäre, hätte sie mich bei meinem ersten Sex mit Jungs gefunden. Das hatte bisher nie funktioniert und ich hatte versucht, die Sache mit irgendwelchen Heterojungs mit Alk und Hasch in Gang zu bringen. Ich wusste schon lange von meinen Neigungen, aber ich hatte nie das Rückgrat, es jemandem zu gestehen.
Als ich dann in der Woche danach noch beim Sprayen an der Kirche in der Nachbarschaft erwischt wurde, war es mit der Geduld meiner Eltern zu Ende. Sie schoben mich in ein Internat fern von zu Hause ab. Sie waren angesehene Geschäftsleute in unserer Kleinstadt und wollten mich ungeratenen Sohn einfach loswerden. Wenn sie etwas von meinen sexuellen Neigungen gewusst hätten, hätten sie mich sicher nicht auf ein reines Jungeninternat geschickt.
Ich melde mich im Sekretariat an und mache mich dann mit einem Köfferchen auf den Weg zu meinem Zimmer. Meine Eltern sind wohlhabend und haben versucht, mich mit Geschenken ruhig zu halten. Also bringe ich außer meinem brandneuen Mini ein First Class Notebook, ein Smartphone der neusten Generation und ein Tablet mit unendlich viel Speicher mit. Kleider habe ich nicht viel dabei. Ich kann mir neue an Ort und Stelle kaufen oder online bestellen. Jeden Monat wird ein reichlicher Betrag auf meinem Konto landen, zu dem ich eine EC-Karte habe. Also bin ich reichlich versorgt, und doch fehlt mir etwas.
Ich gehe durch einen langen Gang und sage freundlich ‚Hallo’ zu allen Jungs, denn ich begegne. Dann finde ich mein Zimmer, hundertvierzehn. Ich hole den Schlüssel aus der Tasche, der mir im Sekretariat gegeben wurde, und schließe auf.
Es ist ein typischer Internatsraum mit zwei Betten, zwei Schränken, zwischen denen ein Fenster ist, für jeden Bewohner einen kleinen Schreibtisch mit zwei Stühlen und ein rundes Tischchen. Ich stelle fest, ein Badezimmer hat dieser Raum nicht, nur ein kleines Handwaschbecken,. also würde ich ein gemeinschaftliches Bad benutzen und mit anderen Jungs duschen müssen. Ich spüre etwas, was man wohl ‚gemischte Gefühle’ nennt.
Tim Küster ist wohl noch nicht da, denn beide Betten sind noch nicht bezogen und beide Schränke leer. Er ist wohl auch ein ‚Neuer’ wie ich. Ich bin fair und warte auf ihn. Erst dann würden wir gemeinsam entscheiden, wer wo schläft und welcher Schrank und Schreibtisch wem gehört. Also setzte ich meinen Koffer unausgepackt in eine Ecke und will mich auf dem Internatsgelände umsehen, aber gerade, als ich mich zur Tür wende, öffnet sie sich.
Der Junge hat etwas Besonderes. Er hat schulterlange, flammend rote Haare, ein paar Sommersprossen auf der Nase und die grünsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Er erscheint eine Idee größer als ich zu sein. Als er mich sieht, verzieht sich sein eigentlich ganz nettes Gesicht zu einem breiten Grinsen.
„Du musst Rolf sein“, sagt er.
„Und ich nehme am, du bist Tim?“ antworte ich.
„The one and only“, sagt er mit einem Lachen.
„Nice to meet you, Tim“, gehe ich auf sein Englisch ein und schüttele seine Hand. „Ich habe noch kein Bett und keinen Schrank bezogen, Tim. Ich wollte warten, bis du da bist.“
„Nett von dir, Rolf. Aber eigentlich ist es mir scheißegal. Werfen wir eine Münze. Zahl ist rechts und Wappen links.“
Nach der Entscheidung, packen wir unsere Klamotten aus und räumen sie in den Schrank. Ich auf der rechten und Tim der linken Seite. Mit Tim kann man leben, stelle ich fest. Er ist leicht zu behandeln.
„Ich habe keine Rasierklingen, keinen Rasierschaum und null After Shave“, stelle ich fest. „Ob die hier so was wie einen Laden haben?“
„Kann sein“, sagt Tim. „Mir fehlen auch Tempos und so...“
„Tempos, Papiertaschentücher?“, frage ich.
Ich lächele innerlich. Die fehlen mir auch. Hoffentlich hat Tim einen festen Schlaf, wenn ich mir Nachts einen runterholen will.
„Ich denke, wir sollten mit dem Bus in die Stadt fahren. Der fährt jede Stunde. Da haben wir bestimmt auch bessere Preise und mehr Auswahl“, schlägt Tim jetzt vor.
„Mit dem Bus?? Ich habe meinen Mini. da brauchen wir nicht auf den Bus zu warten, und es geht schneller.“
„Oh, geil! Mein Zimmergenosse hat ein Auto!“
Tim gibt mir einen freundlichen Schubs, dann gehen wir zum Parkplatz.
„Verdammt geile Karre“, lobt Tim mein kleines Cabrio.
Also fahren wir offen und brausen mit Tims fliegenden, langen Haaren und laut gedrehter Musikanlage in das nächste Kaff.
„Ich kenne mich hier nicht aus“, gesteh ich Tim. „Wohin fahren wir?“
„Ich glaube, ich habe da einen Drogeriemarkt gesehen, Rolf. Direkt hinter dem Ortseingang auf der rechten Seite. Übrigens: Wahnsinnigen Sound hast du in diesem Ofen. Ich habe dich als Jungen in meinem Zimmer schon richtig lieb.“
...habe dich schon richtig lieb. Plötzlich beginnt mein Herz ein wenig schneller zu schlagen. Warum hatten Tims Worte bei mir so eine Reaktion erzeugt? Gut, ich stehe heimlich auf Jungs, aber er ist hundert pro hetero. Bis auf die drei Jungs, die ich fast so weit gehabt hätte, wenn nicht meine Mutter dazwischen gefunkt hätte, hatte ich mich auch nie getraut, einen Jungen anzusprechen. Ich bin achtzehn, aber schlimmer dran wie ein Fünfzehnjähriger. Total untervögelt, manchmal notgeil. Wie sollten die Nächte hier mit Tim werden? Das könnte ein Problem werden.
Aber verdammt noch mal, warum ist mein Puls höher als normal? Es könnte auch Adrenalin durch meine Schulwechsel zum Internat sein. Tim und ich werden gute Freunde sein, mehr aber auch nicht. Höchstwahrscheinlich.
Wir erreichen den Drogeriemarkt. Direkt davor ist ein Parkplatz frei.
„Sie haben ihr Ziel erreicht“, imitiert Tim den Sound meines Navis.
Wir lachen uns an, dann steigen wir aus. Tim zündet sich schnell eine Zigarette an.
„Auf dem Internatsgelände ist Rauchen nicht erlaubt. Das nervt mich total. Willst auch eine, Rolf?“
„Ich rauche nicht, aber danke für das Angebot“, sage ich.
Mein Großvater war ein starker Raucher und ist an Lungenkrebs gestorben. Aber natürlich gönne ich Rauchern ihr Laster.
„Klar, Mann“, antwortet Tim. „Geh’ du schon mal in den Laden. Ich rauche hier nur noch schnell draußen die Kippe zu Ende, dann komme ich nach.“
Ich betrete den Drogeriemarkt und frage einen Angestellten, wo die Rasiersachen sind. Als ich vor dem passenden Regal stehe, steigt plötzlich eine gewisse Freude in mir auf. Hier habe ich eine neue Chance, in einer neuen Kleinstadt, in einer neuen, nicht schlechten Schule und mit einem echt coolen Zimmergenossen. Als ich die verschiedenen Sorten von Rasiergel mustere und die Preise vergleiche, sehe ich, wie Tim mit einem fremden Jungen den Gang in meine Richtung kommt. Der Junge ist etwas größer als Tim, hat hellbraune Haare und ein Zip-Hoodie an.
„He, Rolf. Das ist Simon Markwart. Wir haben zusammen draußen eine geraucht. Er ist auch auf unserem Internat. Sein Zimmer ist auf unserer Etage. Er will hier auch Zahnpasta und so kaufen. Ich habe ihm gesagt, er kann mit uns fahren. Ist das okay?“
„Kein Problem. Hallo, Simon.“, begrüße ich den neuen Jungen und schüttele seine Hand.
„Danke, dass ihr mich mitnehmt. Der Bursche, mit dem ich das Zimmer teile, ist noch nicht angekommen. Also mache ich Einkäufe. Ihr seid neu auf der Schule und scheint total okay zu sein. Seid ihr mit dem Bus hier?“
„Nein“, sagt Tim mit Augenaufschlag. „Dieser Junge hier mit den Karnevalshosen hat einen Wagen.“
„Sind wir okay? Vermutlich“, grinse ich spöttisch. „Dieses Arschloch hier kenne ich erst seit heute.“
Ich gebe Tim einen Schubs und der jault gespielt beleidigt auf.
„Du hast mich verletzt, Süßer“, jammert er mit übertrieben melodramatischer Stimme. „Nun musst du mich und Simon in deinem Mini mitnehmen.“
Wir alle drei lachen und setzten unsere Einkäufe fort.
Als wir meinen wagen beladen setzt sich Tim wie selbstverständlich auf den Beifahrersitz. Simon muss nach hinten. Auf dem Rückweg hören wir lautstark ein Metallica-Album. Auf unserer Etage verabschieden wir uns von Simon.
„Ich denke, wir sehen uns bald wieder...“
Wir räumen unsere Einkäufe in die Schränke, dann lassen wir uns auf unsere Betten fallen. Ich schalte mein Notebook ein und suche, ob in der Nähe unseres Orts irgendetwas los ist.
„Hast du heute Abend auf irgendetwas Lust?“ frage ich Tim.
„Ähhh, nicht wirklich. Ich bin jetzt total groggy. Vielleicht die Luftveränderung oder die ganze Aufregung einer neuen Schule. Ich denke, ich gehe heute früh schlafen. Morgen am ersten Schultag will ich ausgeschlafen sein. Aber vorher eine Dusche wäre nicht schlecht...“
„Ja, eine Dusche klingt gut“, stimme ich Tim zu.
„Der letzte muss dem anderen den Rücken schrubben!“ schreit er und läuft lachend aus der Tür.
„He, Fehlstart. Nicht fair!“ rufe ich und folge ihm.
Tim kommt eine Sekunde vor mir am Gemeinschaftsbad an. Zu dieser Zeit sind hier nicht viele Mitschüler. Also greifen wir nach unseren Handtüchern und gehen in die Duschabteilung.
Tim zieht sich in Lichtgeschwindigkeit aus. Ich lasse es langsam angehen, weil ich nachdenken muss, wie ich eine Erektion vermeiden kann, wenn er neben mir nackt duscht.
„Bist du schüchtern oder irgendwie verklemmt?“ fragt mich Tim grinsend. „Rolf, du hast genau das, was jeder Junge hat.“
Wir lachen. Das entspannt mich ein wenig. Ich ziehe mich schnell aus und stelle mich unter eine Dusche.
Tim steht neben mir. Ich schaue mir vorsichtshalber seinen Körper nicht an. Noch nicht.
„Ich glaube, ich muss ‚was jeder Junge hat’ zurücknehmen. Mann, hast du da ein cooles Teil zwischen den Beinen. Und richtig saugeile Eier“, höre ich Tim.
Ich habe seinen noch nicht gesehen. Also weiß ich nicht, ob Tim mich aufzieht oder es ernst meint. Jetzt muss ich hinsehen. Tims Pimmel ist tatsächlich etwas kürzer als meiner und seine Eier hängen darunter in einem engen Sack.
„He, meiner wird erst richtig groß, wenn er steif ist, Rolf. Das ist mein Arbeits-, kein Showteil“, sagt Tim mit einem Kichern, als er meinen Blick auf seine Genitalien erkennt.
Ein Blitz zuckt durch meinen gesamten Körper als ich Tims Schwanz ansehe. Bevor mir klar wird, was mit mir geschieht, habe ich eine Latte. Wie peinlich! Was geschieht mit mir? Ich habe schon viele nackte Mitschüler duschen sehen, doch das ist mir noch nie passiert.
Gut, ich bin schwul. Das erklärt auch mein Desinteresse an Mädchen. Aber trotzdem hat mich ein Junge noch nie vorher so berührt. Ich habe sogar eine Menge heterosexueller Freunde, für die ich nie diese Gefühle hatte. Moment, da war einer, auf den habe ich manchmal in der Nacht gewichst. Das war eine Randerscheinung. Aber das hier, das konnte ich jetzt nicht mehr nur auf Adrenalin wegen der neuen Schule schieben.
Natürlich fällt Tim mein steifer Pimmel auf.
„Okay, okay. Da leistet mir jemand Gesellschaft“, kommentiert Tim.
„Sorry, Alter. ich weiß nicht, warum mir das passiert. Ich bin nicht schwul oder so“, lüge ich und bekomme einen roten Kopf.
Gut, ich habe noch nie etwas mit einem Junge gemacht, aber schwul sein ist ja nicht gleichbedeutend mit Sex haben.
„Irgendwas passiert mit mir“, erkläre ich Tim mit rotem Kopf. „Wenn du dich mit mir in einem Zimmer nicht gut fühlst und du dir einen anderen Zimmernachbarn aussuchen willst...“
„Chill, Alter. Mach’ dir keinen Kopf. Einen Steifen bekommen ist etwas Natürliches. Auch mir ist das schon zu den dämlichsten Zeiten passiert. Kein Stress! ich denke nicht schlechter von dir, nur weil du schwul oder hetero oder sonst was sein solltest. Dieser ganze Scheiß’ juckt mich nicht. Jungs mögen, was sie mögen. Wie komme ich oder irgendjemand dazu, ihnen vorzuschreiben, was sie fühlen sollen?“ versucht Tim mich zu beruhigen.
„ So habe ich es bisher nicht gesehen. Danke, Tim. Du bist echt cool“, antworte ich.
Die freundliche, obwohl seltsame Unterhaltung, hat meinen Penis abschwellen lassen. Wir duschen weiter und unterhalten uns dabei über Gott und die Welt. Dann trocknen wir uns ab, ziehen uns an und gehen in unser Zimmer.
Dort sitzen wir auf unseren Betten.
„Meine Eltern haben mich abgeschoben“, sage ich düster. „Aber hier mit dir zu leben, daran könnte ich mich gewöhnen, Tim.“
Wir tauschen ein freundliches Lächeln aus und legen und flach auf die Betten.
„Du hast noch nie mit einem Weib gefickt?“ fragt Tim mit großen Augen und hebt den Kopf.
„Nein“, drücke ich mich vor dem wahren Grund. „Ich hatte viele Gelegenheiten und viele Angebote, aber nie war die Richtige dabei.“
„Das ist okay“, sagt Tim mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. „Etwas übereilen, nur weil man geil ist, dass kann einen richtig versauen. Man ist dann nicht mehr in der Lage zu wirklichen Beziehungen.“
„Ich denke, genau das hast du getan, Tim?“
„Ja, leider. ich lebte mit meinem Vater und meinen beiden älteren Brüdern. Meine Mutter ist gestorben, als ich fünf war. Also war unsere Wohnung immer voll Testosteron. Alle meine Freunde hatten Sex mit Mädchen. Da konnte ich doch nicht zurück stehen. Es war ein Mädchen, dass mich zuerst gefragt hat, ob wir zusammen auf ihr Zimmer gehen, ihre Eltern wären nicht da. Ich habe ‚okay’ gesagt. Ich habe sie gefickt. Es war nicht der sexuelle Höhepunkt, aber es war nett.“
„Ja, gut“, sage ich. „Und weiter?“
„Wir waren einige Wochen zusammen. Ich habe mich in sie verliebt. Und dann hat sie mir den Abschied gegeben. Sie wolle jemand mit Erfahrung, keinen grünen Jungen. Sie hat mich benutzt. Ich habe danach nie mehr ein Mädchen ficken wollen.“
„Teufel, das ist grausam“, sage ich zu Tim und setze mich auf sein Bett. „Ich habe hier haufenweise Mädchen gesehen, die wahrscheinlich alle schon viel Sex hatten“, versuche ich Tim zu trösten.
„Ja, schon...“, murmelt Tim.
Er setzt sich auf und schaut mir in die Augen.
„He, Alter, hör’ mir zu...was da in der Dusche war...“
Ich starre auf meine Füße und werde rot, sehr rot.
„Was ist damit? Du hast gesagt, ich soll mir keinen Stress machen.“
„Ich mache dir absolut keinen Stress“, beteuert Tim. „Ich möchte dich nur etwas fragen. Da hast gesagt, du hattest noch nie Sex mit einem Jungen, richtig? Hast du denn schon einmal daran gedacht? Ich meine...keine Ahnung...komm’, vergiss es.“
Jetzt ist Tim rot geworden und wendet sich ab.
„Nein“,. lüge ich. „Hast du?“
„Ein oder zwei mal“, flüstert Tim so leise, dass ich ihn kaum verstehe. „Aber mit einem Jungen etwas gemacht habe ich noch nie. Um ehrlich zu sein, ich habe gehofft, dass es hier im Internat passiert. Du weißt, die Alten sagen, in unsrem Alter sollte man experimentieren. Sich finden und solchen Quatsch, sagt man.“
„Oh!“ ist alles, was ich sagen kann. ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Schlägt Tim mir etwas vor? Und warum beginnt mein Herz jetzt unkontrollierbar zu schlagen?
„Ich habe gerade gedacht, dass vielleicht...wenn ich an die Dusche denke...“, wispert Tim. „vielleicht früher als ich dachte die Chance habe...mit jemandem mit dem ich mich schon angefreundet habe.“
Tims Augen glänzen. Er ist froh, dass er den langen Satz heraus gebracht hat. In meinem Kopf macht es ‚Klick’. Timm will mit mir experimentieren. Ein Wirbelwind von Emotionen kreist in meinem Kopf. Was soll ich tun? Ich stehe auf, um meine Gedanken zu ordnen.
„Mann, Alter. Sorry, bitte flipp’ jetzt nicht aus. Vergiss einfach, was ich gerade gesagt habe. Ich will mit dir keinen Se...“
Bevor Tim seinen Satz zu Ende bringen kann, habe ich ihn schon am Schlafittchen. Ich ziehe ihn vom Bett auf die Füße. Wir stehen in Augenhöhe voreinander. Das ist die Entscheidung. Jetzt weiß ich, was ich tun werde. Ich lege einen Arm um Tims Taille und den anderen um seine Schultern. Mich überkommt ein vorher unterdrücktes Verlangen nach meinem Zimmergenossen. Meine Lippen nähern sich seinen. Ich sehe ein Leuchten in Tims Augen, kurz, bevor unsere Lippen verschmelzen. In meinem Kopf spielt ein Orchester Händels Feuerwerksmusik, während bunte Blitze sich vor mir abspielen. ja, das ist der Himmel.
6 years ago